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„Rede“ von Achim Brück anlässlich des Abschiedsessens des Probeimkerkurses 2021

Liebe Betreuerinnen, liebe Betreuer
Liebe Probeimkerinnen, liebe Probeimker,

….das war hoffentlich von der Anrede gendergerecht. Ich hoffe Ihr erlaubt mir mit den Begriffen „Betreuer“ und „Probeimker“ fortzufahren, ohne dass sich Jemand ausgeschlossen fühlt.

Heute ist unser Abschlussessen.  – Gestattet mir bitte ein kleines Zeitfenster um ein paar Worte sagen zu dürfen wie ich den Kurs erlebt habe.

Als angehender Imker, ohne jegliche Vorkenntnisse,  war es für mich ein sehr spannendes Jahr.
Ein kurzer Blick zurück: Zunächst musste geklärt werden ob und wie wir unter Coronabedingungen als Gruppe beginnen können. Als nächstes hatten wir wahre Wetterkapriolen. Der sehnlichst erwartete Frühling – er  wollte nicht durchstarten. Aufgrund des kalten und windigen Wetters trafen wir uns endlich  am 14. Mai zum ersten Mal an unseren Bienenständen. 

Ich war schon etwas nervös, als ich unter dem Schleier versteckt,  das erste Mal eine Beute öffnete.  Wie werden die Bienen reagieren?  Spüren sie meine Angst? Ist der Schleier auch wirklich dicht?  Jemand erzählte er habe in kürzester Zeit 10 Stiche an einem Finger gehabt. Was passiert wenn ich gestochen werde während des Heraushebens eines Rahmens voller Bienen? Alles schreiend fallen lassen? Wie peinlich…., bloß das nicht….
Meine Betreuer, Renate und Winfried, strahlten gleich zu Beginn der Arbeit eine solche Ruhe aus, als hätten wir es mit völlig harmlosen Stubenfliegen zu tun. Na dann…..

Schnell wurden wir in die Anwendung des wichtigsten Instrumentes eines Imkers, dem Stockmeißel, eingewiesen. Danach der Smoker -  mit dem  ich selbst nach einigen Monaten Praxis noch keine Freundschaft geschlossen habe. Entweder brennt die Pappe nicht richtig an oder er kommt, trotz vollem Rohr, nicht ordentlich  zum Rauchen oder er ist schon wieder abgebrannt, wenn ich seinen Rauch brauche. Oder das Feuerzeug streikt mal wieder und ich ärgere mich gleich zu Beginn jeglicher Aktionen. 

Spannend empfand ich die Suche nach der Königin. Wer entdeckt sie zuerst? Wie wird sie gefangen und markiert? 
Dann das Erkennen der Stifte in den Waben. Unter dem Schleier habe ich zunächst nichts erkannt. Als Anfänger bekamen wir von unseren Betreuern den Rat, stets eine Lupe griffbereit zu haben.  -- Aha…., ja, da sind sie, die zahlreichen Stifte, die sich bald zu Maden und dann zu Bienen entwickeln. 
Auch hatte ich das Glück, zusammen mit Uwe bei der Bergung eines Bienenschwarms assistieren zu dürfen. Stolz hielt ich den Schwarmfangbeutel und Uwe schüttelte mit ein paar routinierten Handgriffen tausende von Bienen hinein. Es sah sooo einfach aus – aber ich bin überzeugt, wenn ich es machen müsste, könnte daraus ein komplizierter Einsatz werden…..

Zur großen Freude aller hier Anwesenden interessierte sich sogar die Presse für unsere Aktivitäten am Bienenstand und berichtete darüber mehrfach ausführlich – stets wurde auch auf die wichtige Funktion der Bienen für unsere Nahrungsmittel hingewiesen. ---  An einem verregneten Samstagmorgen stand das Telefon bei uns zu Hause nicht mehr still – Freunde hatten mich auf einem Foto der Taunuszeitung in Imkerkleidung wiedererkannt. 
Die Betreuer schulten unseren Blick auf die wöchentliche Veränderung in der Natur und erklärten die Auswirkungen auf das Treiben im Bienenstock. Schnell wurde mir klar, eine verpasste Stunde im Kurs lässt sich nicht nachholen – das Bienenvolk entwickelt sich stets weiter. 

Faszinierend für mich, wie einfach sich die Bienen der Drohnen entledigen. Spätestens im August haben sie ihren Job erfüllt – und sind somit im Stock überflüssig. Als wehrlose Mitbewohner werden sie nicht mehr geduldet – Wächterbienen verwehren heimkehrenden Drohnen den Zutritt zum Stock. Äußerst brutal werden sie gleich von mehreren Bienen gepackt und erstochen. Zahlreiche leblose  Körper liegen unterhalb des Einfluglochs als Opfer eines aussichtslosen Kampfes.   

Unsere Betreuer wiesen uns in die Geheimnisse ein,  unser Bienenvolk zu kontrollieren ob sie durch die Varroa-Milbe befallen sind. Mir persönlich hat die Puderzuckermethode am besten gefallen. Aber auch mit dem Umgang der nicht ganz ungefährlichen Ameisensäure wurden wir vertraut gemacht.
Das Bienenjahr neigte sich bereits im September dem Ende zu. Nun musste für ausreichend Futter gesorgt werden, damit unsere Lieblinge durch den Winter kommen. 

Bei Rewe schnappte  ich einer erbosten Hausfrau die letzten 15  Zuckerpakete weg.  Auch der Hinweis, dass ich keinen Kuchen backen möchte, sondern dringend Winterfutter für meine hungrigen Bienen benötige, konnte bei ihr kein Verständnis erwecken. Zu Hause konnte ich sogar meine Frau als Unterstützerin für die Winterfütterung gewinnen. Anfangs stand sie dem neuen Hobby „Imkern“ recht skeptisch gegenüber – mit dem stetigen Hinweis „Mach Dein Ding“. Als ich mit den 15 KG Zuckereinkauf nach Hause kam und die Notlage der Bienen bezüglich des bevorstehenden Winters erläuterte, änderte sich schlagartig ihre Sichtweise. Ein neuer Rührquirl wurde angeschafft und streng nach Rezeptur unserer Betreuer bereitete sie, wöchentliche Zuckerlösungen vor. Als Nebeneffekt bemerkte ich ein stetig steigendes Interesse ihrerseits am Wohlergehen meines Bienenvolkes.  

Nun sind unsere Bienen hoffentlich mit ausreichend Futter versehen und der Winter kann kommen.
Das bedeutet auch das Ende des Kurses „Probeimkern“. 

Uns „Probeimker“ hat jede Freitagstunde  viel Freude bereitet. Unsere Ausbilder haben uns in ihrer Freizeit -  mit viel  Geduld- sehr viel Fachwissen vermittelt. Die vielen Buchtipps und Hinweise auf Schulungen durch Uwe waren nützlich – aber vor allem durch Eure praktische Unterstützung am Bienenstand haben wir viel für den Start in die Imkerei gelernt. 
An Euch ein großes Dankeschön. Als kleine Revanche für Eure Mühe seid Ihr heute zum Essen eingeladen.
Für Uwe, als Kursorganisator, haben die Probeimker noch eine kleine Überraschung es ist uns nicht verborgen geblieben, dass Du Dich in das Land Georgien verliebt hast. Du hast sogar mit Sprachunterricht der recht schwer zu erlernenden georgischen Sprache begonnen. Im nächsten Jahr an Ostern ist auch eine gemeinsame Reise mit anderen Imkern dorthin geplant. Zur Verkürzung der noch monatelangen Wartezeit schenken wir Dir ein Buch mit dem Titel : „Deutschland und Georgien, eine lange Liebe“.

Der Buchautor, Hannes Wirth,  ist Dir persönlich durch Deinen Sprachkurs bekannt. Das Buch sollte eigentlich heute Abend hier handsigniert vorliegen. Leider gab es Verzögerungen beim Druck. Somit können wir Dir heute nur einen Gutschein überreichen. Nach Erscheinen des Buches wird es zeitnah geliefert. Fest versprochen !!    

Nun mache ich Schluss – sonst mach die Küche zu. 
An Anekdötchen gäbe es noch viel zu erzählen……

Danke für Eure Geduld – und uns allen noch einen schönen Abend